Glücksspiel im Stadtbild: Kein Platz mehr für Spielhallen und Wettbüros?
Spielhallen und Wettbüros gehören in den meisten großen Städten zum typischen Bild, oder? Würdest du 100 Leute fragen, hätten die meisten mit „Ja“ geantwortet, aber ganz so stimmt das nicht mehr. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Spielotheken und Wettlokalen deutlich zurückgegangen, der Online-Markt dominiert das Geschehen.
Lokale Spielbanken sind davon nicht betroffen, kleinere Betreiber von Spielotheken haben es aber immer schwerer. Schuld ist allerdings nicht nur der Online-Betrieb, es gibt auch weitere Faktoren, die den lokalen Spielstätten das Überleben erschweren. Wenn du 20 oder 30 Jahre in die Zukunft schaust, wirst du vermutlich kaum mehr Spielotheken finden, sie sind ebenso vom Aussterben bedroht, wie einst die Telefonzelle durch die Entwicklung des Handys.
Gesetzliche Regelungen erschweren das Überleben von Offline-Spielotheken
Wer volljährig und nicht gesperrt ist, kann heute in einem Online Casino rund um die Uhr auf Glücksspielangebote wie Slots zurückgreifen. Es braucht keinen Computer, fast alle Anbieter haben sich mittlerweile auf Smartphone-Nutzer eingestellt und bieten mobile Websites. Damit fällt für die Kunden der Impuls weg, eine Spielothek vor Ort aufzusuchen. Sie bietet faktisch keinen Vorteil, denn „Spielos“ befinden sich oft in dunklen Gegenden, werden stellenweise von zwielichtigen Gästen besucht und haben nur begrenzt Platz.
Doch die Attraktivität allein ist nicht das Hauptproblem der Spielotheken, hier stecken auch gesetzliche Regelungen dahinter. Seit der Glücksspielstaatsvertrag 2021 in Kraft getreten ist, haben es Offline-Anbieter schwerer als zuvor. Spielhallen sind verpflichtet einen Abstand von 500 Metern zu anderen Konkurrenzbetreibern und zu sensiblen Einrichtungen wie Schulen oder Suchtberatungsstätten einzuhalten. Diese Abstandsregelungen haben das Überleben für viele Betreiber erschwert.
Mit der Einführung dieser Abstandsregelungen kam es dazu, dass viele Spielhallen schließen mussten oder gar nicht erst öffnen durften. Darüber hinaus sind Betreiber verpflichtet, Spielerschutzmaßnahmen umzusetzen. Das führt zu erhöhtem Personalbedarf und Kosten. Es braucht beispielsweise technische Systeme zur Sperrung spielsüchtiger Personen und Anbindung an die Spielersperrdatei OASIS. Damit ist es auch nicht mehr so einfach, Automaten in der Gastronomie aufzustellen, die Regeln sind strenger geworden.
Hohe Steuern und Gebühren belasten die Betreiber von Spielotheken und Wettbüros
Die Glücksspielbranche ist in Deutschland mit vergleichsweise hohen Steuern belastet. Die Sportwettensteuer liegt 2025 bei 5,3 Prozent auf den Spieleinsatz, bei klassischen Spielhallen vor Ort fallen weitere Abgaben an. Hinzu kommen Lizenzgebühren und die Kosten für die Einhaltung regulatorischer Vorschriften, wodurch die Last der Betreiber weiter erhöht wird.
Je nach Gemeinde fallen pro Spielautomaten Spielothekensteuern an, Tischspiele sind in reinen Spielhallen nicht mehr erlaubt. Die Steuerhöhe ist zwar grundlegend über den Glücksspielstaatsvertrag geregelt, bei landbasierten Angeboten dürfen die Länder aber spezifische Regelungen festlegen.
Für kleine und mittelgroße Betriebe führen diese Lasten zu unüberwindbaren Hürden. Die Gewinnmargen sinken, was man wiederum an die Spieler weitergeben muss. Diese wandern zur Konkurrenz ab, wenn die Ausschüttungsquote bei einem anderen Anbieter zu gering ist. Wirtschaftlich rentieren sich lokale Spielhallen kaum mehr, insbesondere weil sich die Betreiber auch für den Betrieb einer Online-Spielothek entscheiden könnten.
Steigende Mietpreise für Gewerberäume
Der Online-Bedarf ist in den letzten Jahren im Gaming und Gambling gestiegen. Schon vor 20 Jahren spielten Menschen Browsergames, das Brettspiel verlor an Bedeutung. Ähnlich sieht es auch im Gambling aus, lediglich Spielbanken haben durch ihren Eventcharakter ein Alleinstellungsmerkmal. Wenn die Gästezahlen zurückgehen, ist der Betrieb einer Spielothek wirtschaftlich immer unrentabler für die Betreiber. Hinzu kommt, dass die Mieten für Gewerbeflächen in deutschen Städten permanent
In Großstädten wie München, Berlin oder Hamburg liegen die Quadratmeterpreise für Ladengeschäfte oft bei 30 bis 40 Euro und mehr jeden Monat. Es kommt hinzu, dass nicht jeder Vermieter eine Spielhalle nebst Zielgruppe in seinem Gebäude haben möchte und lieber an Einzelhandel oder Dienstleister vermietet.
Um eine Spielhalle oder ein Wettbüro durchschnittlicher Größe zu betreiben, braucht es eine Ladengröße ab 100 m² aufwärts bis zu 300 m² und mehr. Die Fixkosten sind entsprechend hoch und können in angespannten städtischen Lagen und durch Online-Konkurrenz kaum mehr gedeckt werden. Hinzu kommt der Betriebsaufwand.
Automaten müssen gewartet und mit Strom versorgt werden, die Räumlichkeiten benötigen Beleuchtung und stromfressendes Equipment muss ebenfalls versorgt werden. Allein diese finanzielle Belastung ist oft so hoch, dass sich ein wirtschaftlicher Betrieb der Spielhalle nicht lohnt.
Betriebsaufwand und Personalkosten sind weitere Faktoren
Selbst wenn sich die Kosten für die Unterhaltung der Spielhalle decken lassen, kommt der Personalfaktor hinzu. Im Dienstleistungsgewerbe und in der Gastronomie herrscht fast überall Fachkräftemangel, viele Betriebe müssen die Öffnungszeiten einschränken, weil das Personal fehlt.
Wer in einer Spielhalle arbeitet, hat es oft mit schwierigem Klientel zu tun und muss bis tief in die Nacht in dunklen Lokalitäten sitzen. Das schreckt zahlreiche Bewerber ab und so finden Spielotheken vor Ort kaum bezahlbares Personal.
Fachlich geschultes Personal beansprucht einen Bruttolohn von bis zu 16 Euro und mehr, hinzu kommen Beträge für die Sozialversicherung und bei mehreren Schichten auch Nachtzuschläge. Darüber hinaus benötigt es Personal zur Bewältigung des administrativen Aufwands. Dokumentationen, Buchhaltung, Sicherheitsüberprüfung, Marketing und vieles mehr bindet Ressourcen. Durch die zusätzlichen Kosten für Kontroll- und Wartungsmaßnahmen schrumpft das Budget noch weiter.
Spielverhalten weiterhin ein wichtiger Grund für das nachlassende Interesse
Für 2026 steht in Deutschland die Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrags ab 2028 auf dem Programm. Diese Gespräche könnten dazu führen, dass sich im Online-Segment einiges ändert. Womöglich dürfen Online-Betreiber künftig auch Tischspiele unter strengen Regularien anbieten. Damit würde die Attraktivität landbasierter Spielotheken weiter sinken.
Wenig Sorgen müssen sich derzeit noch Spielbanken in großen Städten machen. Sie werden weiterhin stark frequentiert, was nicht zuletzt am Tourismus liegt. Spielbanken locken nicht nur durch das Spiel selbst, sondern auch durch das Ambiente und das Gemeinsamkeitsgefühl beim Spiel. Seit Jahrhunderten kehren gut betuchte Menschen ein und versuchen ihr Glück gemeinsam bei Roulette und anderen Spielen. Diese Tradition muss sich zumindest aktuell keine Gedanken durch die Konkurrenz aus dem Netz machen. Falls Live-Casinos einmal in Deutschland erlaubt werden, könnte sich das ändern.