Coin Master » Diskussion um Glücksspiel App im Kinderzimmer

Die Casino App „Coin Master“ für Smartphones erschien bereits 2015. Für wirkliches Aufsehen sorgte sie aber erst vier Jahre später. 2019 explodierte die Spielerzahl förmlich und Millionen Kinder und Jugendliche waren täglich auf der Suche nach neuen Coins. Das allein war natürlich nicht das Problem. Vielmehr geriet Coin Master in die Kritik eine Casino-App für verstecktes Glücksspiel zu sein, das seine junge Zielgruppe gezielt finanziell ausnutzt und an das Spielen im Online Casino heranführt. Doch um was geht es eigentlich bei Coinmaster genau, was sorgte für den Hype vier Jahre nach Release und wie reagierte die deutsche Justiz auf die Beschuldigungen?

Casino Feeling in der Coin-Master App

Coin Master – Willkommen in der bunten Welt der Coins

Bereits in der ersten Spielminute nach dem Starten der Coin Master App wird klar, an wen sich das Produkt richtet. So erscheinen auf dem Startbildschirm zwei Comicfiguren auf einem Goldhügel und es ertönt eine Musik, die auch zu einer Fernseh-Kindershow passen würde. Anschließend wird der Spieler an das einfache Spielprinzip herangeführt. So muss er sein eigenes Dorf aufbauen und sich später gegen andere Spieler wehren. Dabei muss er über 200 Level durchspielen und kann sich mit Freunden bekriegen, indem deren Dörfer angegriffen werden, um selbst Coins zu erhalten.

Für jede Aktion braucht er dabei Coins, ähnlich dem Prinzip der Spielchips für die Spielautomaten, die per Dreh an einem Slot mit drei Walzen gewonnen werden können. Und jetzt folgt der eigentlich problematische Teil der Spielmechanik. Der Spieler kann in der Stunde nur fünf Spins ausführen. Danach muss er warten, bis neue Spins bereitstehen oder er kann einfach direkt neue Spins kaufen. Ohne zusätzliche Spins dauert es aber gefühlte Ewigkeiten, bis ein Dorf errichtet wurde. Umso verlockender erscheint deshalb der einfache Kauf der Münzen, der jederzeit nur einen Klick entfernt ist.

Der Coin Master Boom 2019

Casino App Coin Master - Die Glücksspiel Katze Ein genauer Blick auf die Spielerzahlen zeigt, dass es Coinmaster 2019 auf die Spitzenplätze der App-Store Downloads schaffte und vor allem in Deutschland, den USA, Indien, Spanien und dem UK beliebt war. 42 % der Spieler kamen dabei aus Deutschland, was vor dem Hintergrund der vergleichsweise geringen Bevölkerungszahl des Landes umso bemerkenswerter ist. Doch trotz dieser vor allem deutschen Spielerschaft gaben die USA fast viermal so viel Geld für Coin Master aus. Das macht deutlich, dass sich die App nicht nur in Deutschland durchsetzen konnte. Gleichzeitig wurde das Spielprinzip auch durch dutzende anderer Entwickler kopiert, die mit ihren eigenen „Coin-Games“ die App Stores fluteten. Wirklich durchsetzen konnte sich neben Coin Master aber keines von ihnen.

Geldregen nur für die App Entwickler

Diese große Verbreitung machte sich für das Spiele-Entwickler Studio Moon Active bezahlt. Schließlich kaufen sich Millionen ungeduldiger Spieler direkt die neuen Spins, was wiederum monatlich rund 10 Millionen Euro in die Kassen des Anbieters spült. Dabei steht zu befürchten, dass es vor allem jüngere Spieler sind, die von dem kostenpflichtigen Angebot der Münzkaufs Gebrauch machen. Dabei sorgt nicht nur der Cartoon-Look für Begeisterung bei den jungen Spielern. Stattdessen unternimmt Moon Active auch alles, um Kinder und Jugendliche direkt mit Werbung zu erreichen.

Beispielsweise warben Dieter Bohlen, Pietro Lombardi und Daniela Katzenberger für den Titel. Lombardi verfasste sogar einen eigenen Coin Master Song. Daneben setzt Moon Active aber auch gezielt auf Influencer wie Bibi von BibisBeautyPalace und kleinere Youtuber, deren Werbung für Coin Master nicht mehr als solche zu erkennen ist. Nicht bewiesen werden konnte wiederum der Vorwurf, dass Coin Master die Rezensionen in den App Stores beeinflusse. Auffällig bleibt jedoch, dass das Spiel beispielsweise im Playstore 4.5 von 5 Sternen erreichen konnte, obwohl es die meisten Spieler aktuell mit 1 oder 2 Sternen abstrafen.

Ein Rechtsstreit bahnt sich an – Der öffentliche Eklat

Nachdem die Spielerzahl 2019 förmlich explodierte, wurde auch die breite Öffentlichkeit auf die problematische App aufmerksam. Einen besonderen Beitrag leistete hier der Satiriker Jan Böhmermann in „Neo Magazin Royale“, wo er sich 20 Minuten nur dem Spiel widmete.

Dabei machte er den Zuschauern deutlich, dass es sich bei Coin Master nicht um illegales Glücksspiel handelt. Diese Einschätzung wurde später auch bei Prüfung durch die Justiz bestätigt. Schließlich muss Glücksspiel drei wichtige Voraussetzungen erfüllen: Geldeinsatz, Gewinnmöglichkeit und Zufall. Coin Master mag mit seinem einarmigen Bandit einem Glücksspiel ähneln. Jedoch kann der Spieler kein wirkliches Geld gewinnen, also ein ähnliches Prinzip wie das Spielcasino in Stadtgame, und der Rundenausgang bei den Spins ist nicht zufallsgeneriert. Demzufolge ist Coin Master kein Glücksspiel und kann deshalb auch nicht verboten werden. Böhmermann rief jedoch Träger staatlicher Stellen dazu auf, einen Antrag gegen Coin Master bei der BPjM, also der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, einzureichen.

Fazit zur Coin Master App Casino Glücksspiel Diskussion

Hatte Böhmermann Erfolg mit seinem Aufruf? Nicht wirklich. Zwar entschied das BPjM, dass Coin Master nur noch an Personen ab 18 verkauft werden darf, worauf ein entsprechendes Siegel im App Store hinweist. Jedoch konnte Coin Master nicht verboten werden, da laut der Prüfstelle die Verharmlosung von Glücksspiel kein Tatbestand sei. Dementsprechend kam es auch zu keiner Indizierung des Titels. Was bleibt ist eine äußerst zweifelhafte App, die wohl eher in ein Online Casino gehört und trotzdem täglich von Minderjährigen gespielt wird.

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