Gigante
Jury arbeitet in einem Supermarkt als Wachmann. Etwas einsam sitzt er da hinter seinen Überwachungskameras. Um sich die Zeit zu vertreiben löst er Kreuzworträtsel. Beobachtet er einen Diebstahl des Personals, lässt er diese schon mal ungeschoren davonkommen.
- Camandule, Horacio, Svarcas, Leonor, Guzzini, Nestor (Schauspieler)
- Biniez, Adrian (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 6 Jahren
Doch eines Abends kommt sein bisheriges Leben aus dem Gleichgewicht. Er erblickt die neue Putzfrau Julia. Über beide Ohren verliebt er sich in sie. Kreuzworträtsel sind nun kein Thema mehr, stattdessen beobachtet er Tag für Tag die junge Frau über seine Kameras. Sie anzusprechen traut er sich nicht, dafür heftet er sich an ihre Fersen und folgt ihr, wohin sie auch geht. Internet- Cafés, Kino oder zum Karatekurs, er folgt ihr wie ein Schatten. Und wird heimlich auch noch ihr Schutzengel.
Doch eines Tages muss er eine Entscheidung treffen, nämlich als die hübsche Brünette entlassen wird. Entweder gibt er seine Liebe zu ihr auf oder wagt es sich ihr zu nähern.
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte
„Gigante“ (Riese), ist der erste Langfilm des Regisseurs und Drehbuchautors Adrián Biniez. Seine Laufbahn begann der gebürtige Argentinier als Sänger bei der Independent-Rockband „Reverb“. Zum Film und nach Uruguay, kam Biniez durch eine kleine Nebenrolle als Dardo in dem Drama „Whisky“, indem er einen Karaoke-Sänger spielt. Anschließend drehte er die beiden Kurzfilme „8 Hours“ und „Total Availability“, in denen Leonor Svarcas die Hauptrolle übernahm. Erst nach einer Dauer von vier Jahren konnte aufgrund der schwierigen finanziellen Situation mit dem Dreh von „Gigante“ begonnen werden. Die Romanze ist eine Gemeinschaftsproduktion der Länder Uruguay, Argentinien, Deutschland und Spanien.
Produzent und Filmeditor der Komödie war Fernando Epstein („Whisky“). Die Kameraführung übernahm Aurico Hernández Holz bekannt aus „Perro Perdido“. Die Musik zum Film schrieben die Österreicher Harald Kloser und Thomas Wander.
Neben der Darstellerin Leonor Svarcas übernahm Horacio Camandulle, ein Theaterschauspieler, seine erste Filmrolle. Die Liebeskomödie wurde am 8.Februar 2009 auf der Berlinale vorgestellt. Er erhielt den „Silbernen Bären“, den „Alfred-Bauer-Preis und eine Auszeichnung für das beste Filmdebüt. Kinostart in Uruguay war der 29.Mai 2009 mit einer Dauer von 84 Minuten und einer FSK von 12 Jahren.
Zusammenfassung & Story vom Film „Gigante“
Jara scheint im ersten Augenblick ein zurückgezogener und einsamer Mensch zu sein. Doch der Schein trügt. Denn der große Pfundskerl führt ein geregeltes und ausgefülltes Leben. In der Nacht ist er Sicherheitsbeamter in einem Supermarkt und hat nebenbei noch einen Job als Türsteher in einer Diskothek. Privat beschäftigt er sich mit seinem Neffen und schaut sein tägliches Fernsehprogramm.
Die Abläufe im Geschäft beobachtet er über den Monitor und nimmt kleine Diebstähle zwar zur Kenntnis, aber nur selten schreitet er ermahnend ein. Auch der Anblick seiner faulen und etwas pflichtvergessenen Kollegen sind nichts Neues für ihn. Also kurz und knapp gesagt, er hat das Leben eines Durchschnittsmenschen in Montevideo. Er nimmt die Dinge wie sie kommen, ohne Aufzumucken oder es auch nur annähernd zu wagen, so wie seine Mitarbeiter, eine Lohnerhöhung zu fordern.
Doch eines Nachts gerät sein Lebenstakt aus den Bahnen. Sieht der Heavy-Metal-Fan die hübsche neue Putzfrau Julia! Jara ist einfach nur hingerissen, wie sie zwischen Tiefkühlkost, Getränkedosen und Reinigungstüchern den Supermarkt eine wunderschöne und einzigartige Atmosphäre verleiht. Und es passiert etwas, was sich der wuchtige Kerl nie erträumt hatte: Er verliebt sich. Von nun an, lässt er sie nicht mehr aus den Augen und folgt ihr mit den Kameras durch den gesamten Laden.
Kreuzworträtsel, Walkman, alles gehört der Vergangenheit an. Er ist nun mit Wichtigerem beschäftigt. Jeden Tag beobachtet Jara seine Angebetete. Doch er hat ein großes Problem. Immer beschäftigt mit seinen eigenen Leben, hat er keine Ahnung wie er die Schönste aller Frauen in ihrem hinreißend roten Kittel ansprechen soll.
Anonym wird er nun zu ihrem Beschützer. Er hilft ihr, als ihr Vorgesetzter sie beschimpft, löst Sprinkleranlage und Feueralarm aus, um Annäherungsversuche eines Kollegen sofort zu verhindern. Versteckt begleitet er seine Schönheit sogar auf den Heimweg und der sexistische Taxifahrer, der Julia angesprochen hat wird auf die Schnelle ordentlich vermöbelt. Er hat auch keine Scheu davor mit Julias Blind Date ein Bier zu trinken. Schließlich muss er doch wissen, ob die Lage nun gefährlich für den leidenschaftlich Verliebten wird.
Je mehr Jara über die schöne Frau weiß, umso mehr beherrscht sie seinen Alltag und steigert seine Sehnsucht nach ihr. Der Hüne mit den blauen Augen entwickelt sich zum Spezialisten beim Stricken und deponiert liebevoll einen Kaktus in den Fluren des Supermarkts für die Schönste in der Reinigungsfirma. In seiner Welt ist einfach nichts mehr wie es einmal war.
Und es wäre wahrscheinlich ewig so weitergegangen. Doch als im Supermarkt Arbeitsplätze abgebaut werden, wird Julia entlassen. Und um sie nicht zu verlieren findet der schüchterne Jara endlich den Mut seine geliebte Julia anzusprechen.
Kritiken und Fazit zum Film „Gigante“
Ein außergewöhnlicher Regisseur, ein außergewöhnlicher Film!
In „Gigante“ erzählt Adrián Biniez mit einem herrlich trockenen Humor über die Liebe. Er zaubert damit eine der wohl außergewöhnlichsten und wundervollsten zwischenmenschlichen Beziehungen der Gegenwart auf die Leinwand. Mit Komik und lakonischer Sprache inszeniert zeigt er einen Mann zwischen Sehnsucht, Liebe und seiner Unsicherheit damit umzugehen.
Gekonnt verkörpert Horacio Camandulle den Security-Mann Jara, der durch seine Größe am Anfang des Films für den Zuschauer eher bedrohlich wirkt. Doch im Verlauf des Films erkennt das Publikum, dass er in Julia verliebt ist und er für sie keine Gefahr darstellt. Jara ist einfach nur schüchtern und hat Angst vor einer direkten Begegnung mit ihr.
„Gigante“ ist nicht die klassische Liebeskomödie, sondern beschäftigt sich intensiv mit den Figuren vor dem Beginn ihrer Beziehung. Und damit gelang es Adrián Biniez einen einzigartigen Film seiner Art zu inszenieren.