Impulsvortrag beim GameCamp Berlin Communityabend 2019
Noch in den neunziger Jahren galten Videospiele als ein Nischenprodukt, doch das Bild hat sich mittlerweile eindeutig geändert. Spiele sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen, was sich anhand der Spielerzahlen und auch Umsätze ablesen lässt. Sowohl wirtschaftlich, als auch sozial und kulturell haben Spiele heute einen großen Einfluss.
Daher hat sich parallel zu dieser Industrie die Gamesforschung entwickelt, die allerdings hierzulande durchaus noch in den Kinderschuhen steckt. Seit einigen Jahren gibt es die Veranstaltung GameCamp, die in diesem Jahr in Form eines Communityabends in Berlin durchgeführt wurde. Besprochen wurden verschiedene Aspekte, die die sogenannten Game Studies in Deutschland betreffen. Die Veranstaltung fand an der Humboldt-Universität zu Berlin statt. Den Rückblick darauf gibt es in diesem Artikel.
GameCamp Berlin als Communityabend
Gespielt hat der Mensch schon immer, insofern sind digitale Spiele nur ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte des menschlichen Spieltriebs, doch ohne Frage nimmt es einen großen Raum ein. Das wissen auch die modernen Game Studies, die sich zwar schon an verschiedenen Orten entwickelt haben, dennoch in ihrer Ausdehnung Luft nach oben haben. Dafür wurde auch 2011 das GameCamp ins Leben gerufen, das erstmals noch “researching games BarCamp” genannt wurde und damals noch in Wiesbaden stattfand. Man wollte damit vor allem junge Wissenschaftler ansprechen, die in irgendeiner Weise mit digitalen Spielen in Verbindung stehen.
Die Bandbreite der Disziplinen, die angesprochen werden, ist groß. Dazu gehören die Medienwissenschaften, die Pädagogik, Psychologie, Medizin, Soziologie, Rechtswissenschaften, Informatik, Literaturwissenschaften und noch viele mehr. Die Ausrichtung des GameCamps zeigt, dass Spiele nicht mehr in einem engen Rahmen gedacht werden können. Jährlich nahmen einige hundert Wissenschaftler teil, ehe 2016 der Umzug nach Berlin erfolgte und damit auch die Umbenennung in Game Camp. In den ersten beiden Jahren wurde es als offizieller Partner der International Games Week Berlin auf die Beine gestellt.
Die Idee des GameCamps
Schon immer bestand die Idee des GameCamps darin, eine eher lose Veranstaltung zu sein, die nicht durch ein festes Konferenzprogramm geleitet wird. In diesem Jahr fand es am 8. November in Form eines Communityabends statt, also einer bereits abgespeckten Version im Gegensatz zu den vorherigen Jahren. Der Abend begann um 20 Uhr und fand im Medientheater des Instituts für Musik- und Medienwissenschaften statt. Zunächst gab es einen Impulsvortrag zur aktuellen Situation der Game Studies in Deutschland. Der Vortrag wurde von Sonia Fizek und Jörg Müller-Lietzkow gehalten. Im Anschluss gab es eine Diskussion und den Retrogaming-Abend. Gefördert wurde die Veranstaltung durch “Projekt Zukunft” des Berliner Senats.
Spielwissenschaften für digitale Inhalte
Eine interessante Unterscheidung von Spielen gibt es zwischen der Ludologie und der Narratologie. Erstere beschreibt grundsätzlich Spiele über ihre Mechaniken und Regeln, während die zweite Disziplin Spiele als eine weitere Form des Geschichtenerzählens wahrnimmt. Oftmals verschwimmen diese klaren Grenzen allerdings und zeigen, dass digitale Spiele eine enorme Bandbreite zu bieten haben, sowohl was ihre Ausrichtung als auch ihre Auswirkungen angeht. Es reicht von einfachen Klick-Games für zwischendurch bis hin zu Serious Games, die auch für Therapie und Bildung eingesetzt werden. Solche Unterschiede aufzudecken, ist ebenfalls Aufgabe der Game Studies.
Wechselwirkung der Wissenschaften mit der Entwicklung
Interessanterweise werfen nicht nur die Game Studies den Blick auf die Spiele und ihre Auswirkung, sondern auch umgekehrt fließen Informationen, die in Spielen wiederzufinden sind. Für Entwickler sind viele Aspekte interessant, da sie über Studien herausfinden können, wie Spieler motiviert und wie faire und ausgeglichene Spielerlebnisse konzipiert werden können. Außerdem werden Spiele immer häufiger dafür genutzt, bestimmte Inhalte zu transportieren, die von kultureller oder gesellschaftlicher Bedeutung sind. Kurz gesagt: Game Studies beschäftigen sich nicht alleine mit dem Wie der Spiele, sondern auch mit dem Was und dem Warum und sind daher auch für Laien von Interesse.
Fazit zum GameCamp Berlin 2019
Die Gamesforschung hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, was mit der Entwicklung der Videospiele einhergeht, die immer größeren Einfluss haben. Game Studies sind der Zweig der Spielwissenschaften, die sich explizit damit beschäftigen und interdisziplinär verstanden werden. Es geht eben nicht allein nur um den Blick auf die Spiele, sondern auch auf die kulturellen und sozialen Auswirkungen davon. Das GameCamp Berlin, das aus dem BarCamp Wiesbaden hervorgegangen ist, fand in diesem Jahr am 8. November als Communityabend statt, an dem über die aktuelle Lage der Game Studies diskutiert wurde. Der Abend wurde mit dem Angebot von Retrogames abgerundet.