Die Schüler der Madame Anne
Das französische Filmdrama „Die Schüler der Madame Anne“ erzählt von einer Abi-Klasse im Pariser Problemstadtteil Créteil. Durch negative Schlagzeilen schaffen es die Jugendlichen aus französischen Einwanderfamilien immer wieder in die Nachrichten. Die Bewohner des Pariser Banlieues regen sich gerne über die Randexistenzen auf. Dabei ist es allerdings eine positive Geschichte, die auf Tatsachen basiert. Am 7. Oktober 2014 feierte das Drama bei dem Festival du Film Francophone de Namur Premiere. Ein Jahr später, am 5. November 2015, kam der Film in die deutschen Kinos.
- Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
- Ariane, Ahmed, Noémie (Schauspieler)
- Marie-Castille Mention-Schaar(Regisseur) - Marie-Castille Mention-Schaar(Autor) - Pierre Kubel(Produzent)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren
Einiger Kritiker sagten, dass die Verfilmung der Geschehnisse eine berührende Geschichte sein. Zwei Nominierungen wurden erreicht. Zum einen wurde Ahmed Dramé beim César als Vielversprechendster Schauspieler nominiert. Und bei dem International Human Rights Film Festival 2015 in Nürnberg wurde Marie-Castille Mention-Schaar für den Open Eyes Jury Award nominiert.
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte
Regisseurin des Dramas „Die Schüler der Madame Anne„, über eine Länge von 105 Minuten, war Marie-Castille Mention-Schaar. Zusammen mit Ahmed Dramé schrieben die beiden ein Drehbuch zum Film, basierend auf realen, schulischen Erlebnissen des Hauptdarstellers. Daraus entstand eine Verfilmung mit einer Altersfreigabe ab dem 12. Lebensjahr.
Marie-Castille Mention-Schaar und Pierre Kubel arbeiteten Hand in Hand während der Produktion zusammen. Kamerafrau Myriam Vinocour filmte die Szenen an echten Orten. Da tauchen lichtdurchflutete Räume auf, gegliederte Baukörper, der Stadtteil Créteil, ein See. Alles Orten, an denen sich die wahre Geschichte ereignet hat. Die gefühlsbetonte Musik, die von Benoît Quino zu den einzelnen Szenen geschnitten wurde, stammt von Ludovico Einaudi.
Besetzung: Hauptdarsteller Ahmed Dramé spielt den Jugendlichen Malik. Ariane Ascaride versetzt sich mit aller Macht in die Rolle von Anne Gueguen. Wohingegen Noémie Merlant, Mélanie auf die Leinwand bringt. Mit Geneviève Mnich wird Yvette lebendig. Dazu kommen: Stéphane Bak, Wendy Nieto, Aïmen Derriachi, Mohamed Seddiki, Naomi Amarger, Alicia Dadoun, Adrien Hurdubae, Raky Sall, Amine Lansari und Koro Dramé.
Zusammenfassung & Story vom Film „Die Schüler der Madame Anne“
Hintergründe: In Wirklichkeit existiert eine entsolidarisierten Gesellschaft in Frankreich. 2005 brach in den Banlieues ein Aufstand los. Autos wurden angezündet, Barrikaden eingerichtet und einige Steine flogen. Der Aufstand gegen die Ordnungskräfte dauerte einige Tage an. Nach den Unruhen sahen die Straßen aus wie nach einem Krieg. Ein deutliches Zeichen von Hass war zu spüren.
Anne Gueguen arbeitet als Lehrerin an dem Gymnasium Léon Blum. Ihre Unterrichtsfächer sind Geschichte und Kunst. Die Schule befindet sich im Pariser Vorort Créteil. Allgemein bekannt ist, dass dieser Stadtteil zu dem sozialen Brennpunkt von Paris gehört.
In der heutigen Welt sind dort die Schüler immer noch durch unüberbrückbare Differenzen gespalten. Die Aufgabe von Gueguen liegt darin, ihnen Disziplin und Respekt zu vermitteln. Interesse am Lernen und an der Schule im Allgemeinen besteht überhaupt nicht. Der Schüler Malik möchte lieber selbst Filme drehen, als die Schulbank zu drücken und zu lernen. Mélanie ist immer auf Konfrontation bedacht, mit allen und jedem. Théo ist sehr ruhig und spricht mit niemandem, auch nicht im Unterricht.
Eine Herausforderung der Arbeit als Lehrerin liegt darin, zu zeigen, dass die Jugendlichen des Stadtteils kein hoffnungsloser Haufen ohne jegliche Zukunft sind. So sehen sich die Schüler aber in Wirklichkeit, denn die Umgebung prägt die eigentliche Denkweise. Die Vorgehensweise der Lehrerin liegt darin, die Klasse bei einem landesweiten Wettbewerb anzumelden, das neue Geschichtsprojekt. Das Thema ist: Jugendliche und Kinder im System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Wie so oft in der Realität lassen sich Schüler nicht schnell für etwas Außergewöhnliches begeistern. Doch als sie einen Überlebenden des Holocausts interviewt, Léon Zyguel, dreht sich das Blatt. Der Interviewpartner kommt in die Schule.
Er stellt sich offen allen Fragen über seine Erlebnisse während der Hitler-Zeit. Die schwierigen Jugendlichen interessieren sich nicht nur für das eigentliche Thema, sondern lassen ihr eigenes Leben davon beeinflussen. Nebenbei taucht immer wieder eine Frage auf: „Darf man sich über den Nationalsozialismus lustig machen?“ Die grundsätzliche Einstellung der Rasselbande, zum Leben, ändert sich langsam. Einige Schüler entwickeln mehr Selbstbewusstsein, die Motivation steigert sich und die Solidarität zueinander durchläuft eine krasse Veränderung. Lebensnahe Informationen über langweilige Geschichte, die ehemaligen tragischen Schicksale, wecken den Gemeinschaftsgeist. Die Jugendlichen lernen den Rassismus von einer anderen Seite kennen. Danach sind sie kein Teil mehr von der schlechten Einstellung.
Oftmals taucht in Verfilmungen mit diesem Hintergrund der pädagogischen Zeigefinger auf. Aber im Film wird auf übermäßige Gefühlsduselei verzichtet und eine nüchterne, dokumentarische Erzählweise angewandt.
Kritiken und Fazit zum Film „Die Schüler der Madame Anne“
Auf der einen Seite könnten die Kritiker den Film „Die Schüler der Madame Anne“ zerreißen, denn häufig werden die Emotionen manipuliert. Doch irgendwie sind die 105 Minuten gut für den Geist und gehen ans Herz. Ganz nach dem Motto: Aus der Vergangenheit Nutzen für die Zukunft ziehen. Schüler, die vorher zum Dreck der Gesellschaft gehörten, werden zu Gewinnern. Am Ende des Films wird dem Zuschauer ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert.
Der Nationalsozialismus ist zum Glück nicht allzu sehr der Mittelpunkt in der Verfilmung. Er wird zum Zweck, indem er den Jugendlichen eine Perspektive für die Zukunft gibt. In den Situationen der Figuren schaffte es nicht die Familie eine gute Hoffnung zu geben und auch nicht die Gesellschaft.
Alle Schüler werden von Laien gespielt, die ihre Arbeit gut machen. Allerdings grenzen die kulturellen und ethnischen Konflikte im Film an einige Schranken. Es tauchen keine echten Lösungen auf. Das Drehbuch und die Inszenierung vertun etliche Chancen, sich im anspruchsvollen Thema zu vertiefen. Trotzdem kann es als zurückhaltendes, angenehmes und hoffnungsvolles Schuldrama gesehen werden. Wer sich von Stadtgame sinnvoll ablenken möchte, der kann sich den Film in Ruhe anschauen und verschwendet keine Zeit.