Phoenix
„Phoenix“ ist ein deutscher Historienfilm aus dem Jahre 2014 und ist Fritz Bauer gewidmet. Fritz Bauer verstarb am 1. Juli 1968 in Frankfurt am Main. Er war deutscher Jurist. Erste Assoziationen mit dem Generalstaatsanwalt aus Hessen entstehen, mit der Entführung Adolf Eichmanns nach Israel, die Frankfurter Auschwitzprozesse oder auch die positiven Neubewertungen der Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944.
- Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
- Nina Hoss, Ronald Zehrfeld, Nina Kunzendorf (Schauspieler)
- Christian Petzold(Regisseur) - Christian Petzold(Autor)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren
Am Anfang erscheint eine Frau ohne Gesicht, diese Frau mit Namen Nelly Lenz hat kein Gesicht, es wurde ihr die Chance genommen, sich mit sich selbst zu identifizieren. Nellys größter Wunsch ist es, so auszusehen, wie vor dem Krieg und das ist zentrale Thema von „Phoenix“.
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte
Regisseur Christian Petzold erschuf einen Historienfilm mit einer Länge von 98 Minuten. Aufgrund der Arbeit, im Zusammenspiel mit dem Produktionsteam von Schramm Film Koerner & Weber, dem Bayerischer Rundfunk, dem Westdeutschen Rundfunk und Arte, konnte eine Altersfreigabe von zwölf Jahren erreicht werden.
Die Geschichte basiert auf dem Krimi „Der Asche entstiegen“ sowie der Kurzgeschichte „Ein Liebesversuch“. Aufgrund dieser Grundlage entstand das Drehbuch durch Christian Petzold und Harun Farocki. Kameramann Hans Fromm leistete ganze Arbeit und übergab sein Material an Bettina Böhler aus dem Schnitt. Erst später komponiert Stefan Will die Musik zu den Szenen.
Nina Hoss (Nelly Lenz), Ronald Zehrfeld (Johnny Lenz) und Nina Kunzendorf (Lene Winter) spielen die Hauptrollen. Imogen Kogge taucht als Elisabeth Schwartz in einer weiteren Nebenrolle auf. „Phoenix“ deutscher Kinostart war am 25. September 2014.
Zusammenfassung & Story vom Film „Phoenix“
Deutschland Herbst 1945, kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs:
Nelly Lenz war während des Krieges als Jüdin in Gefangenschaft im KZ Auschwitz. Nach dem Ende des Krieges bringt ihre Freundin Lene sie mit dem Auto nach Berlin. Sie trägt eine furchtbare Geschichte mit sich, Nelly hatte Glück: Sie überlebte ihre eigene Erschießung. Jedoch trägt Nelly schwere Gesichts- und Kopfverletzungen davon. Im Krankenhaus können die Verletzungen geflickt werden. Leider verändert sich ihr Aussehen durch die vielen Gesichtsoperationen stark.
Lene arbeitet für eine jüdische Agentur und kümmert sich intensiv um das Wohlergehen von Nelly. Nebenbei forscht Lene in den Archiven über das Schicksal von Nellys Angehörigen. Je tiefer sie einsteigt, umso mehr Wahrheiten kommen ans Licht. Am Ende findet Lene heraus, dass die ganze Familie im Krieg ausgelöscht wurde, weshalb Nelly eine beträchtliche Summe geerbt hat. Nur Lene weiß, dass Nelly überlebt hat. Ihr Wunsch ist es, erst alle Erbschaftsangelegenheiten zu regeln und danach mit Nelly nach Palästina auszuwandern. Aber in Wirklichkeit möchte Nelly von dem Plan wenig wissen, stattdessen möchte sie ihren Mann Johnny wiedersehen. Vor dem Krieg war Johnny Klavierspieler und Nelly Sängerin. Allerdings hat Lene in den Unterlagen herausgefunden, dass Johnny das Versteck von Nelly den Nazis gesteckt hat. Verständlicherweise ist Lene über ein Wiedersehen mit Johnny nicht begeistert.
Jedoch glaubt Nelly nicht, dass Johnny sie verraten hat, weswegen sie sich alleine auf die Suche macht. Kurz darauf entdeckt sie Johnny in dem Nachtclub Phoenix, aber er erkennt Nelly nicht. Er denkt, sie ist tot und sie stellt sich als Esther vor. Jedoch bemerkt Johnny die große Ähnlichkeit, worauf er ihr ein Angebot macht: Nelly soll ihre eigene Rolle spielen. In Wirklichkeit möchte er, an die Erbschaft der Verstorbenen kommen und Nelly lässt sich darauf ein.
Esther zieht bei Johnny ein, der ihr erklärt, wie sie Nelly imitieren kann. Sie übt das Gehen, die Schminkweise und die Handschrift. Die ganze Zeit über hält Johnny sie auf Distanz. In der Zwischenzeit erfährt Lene von den Plänen und möchte nicht mitspielen.
Bei einem Spaziergang reden Johnny und Esther über frühere Spaziergänge, als eine Gruppe Männern vorbeikommt. Schnell küsst Johnny sie, um das Gesicht zu verstecken. Eines Tages fahren die beiden zu einem Wirtspaar, was ganz in der Nähe des alten Verstecks liegt. Dort findet Esther heraus, dass Johnny kurz nach der Verhaftung zum Versteck kam. Auf dem Nachhauseweg fragt sie, ob Johnny seine Frau verraten hat, aber die Frage bleibt unbeantwortet.
Etwas später besucht Nelly Lene, doch diese hat Selbstmord begangen. In dem Abschiedsbrief liest Nelly, dass Johnny sich einen Tag nach der Verhaftung scheiden lassen hat. Doch sie spielt das Spiel weiter. Am nächsten Tag fährt Nelly planmäßig nach Berlin und trifft sich mit alten Freunden, das erste Mal nach dem Krieg. Etwas später lädt Nelly ihre Freunde ein, und fordert Johnny auf „Speak Low“ zu spielen. Er zögert, in der Sorge, die falsche Nelly könnte sich verraten. Doch Nelly fängt zaghaft an zu singen und wird immer überzeugender. Dabei rutscht ihr der Ärmel hoch und Johnny sieht ihre tätowierte Häftlingsnummer. Er ist den Tränen nahe und Nelly singt zu Ende und verlässt danach das Haus.
Kritiken und Fazit zum Film „Phoenix“
Erneut bewundert der Zuschauer, wie die Schrecken des 20. Jahrhunderts als Kulisse für persönliche Auseinandersetzungen herhalten. „Phoenix“ basiert nicht auf einem Theaterstück und trotzdem ist es etwas Kammerspiel-mäßig. Hauptsächlich dreht sich der Film um zwei Menschen, die viel reden, kaum handeln und oft am selben Ort sind. Jedoch spielt das Setting des Zweiten Weltkriegs nur eine untergeordnete Rolle.
Es werden interessante Fragen erörtert: Was macht die Identität eines Menschen aus? Wie viel bestimmt das Aussehen oder die Art, sich zu bewegen und zu schreiben? „Phoenix“ möchte eine Was-wäre-wenn-Überlegung sein. Im normalen Leben erhalten wir nicht die Möglichkeit für diese Überlegung, im Gegensatz zu Nelly. Nina Hoss spielt hier keine starke Frau, vielmehr ist Nelly schwach und unterwürfig. Deutlich wird, dass Wunden schnell verheilen, aber die Trauer um den Verlust der Zweisamkeit oder des eigenen Ichs bleibt viel länger. So wird „Phoenix“ zum Drama, das auf der menschlichen Ebene Spuren hinterlässt.