Overlord – das Review zum Action-Adventure
Es mangelt nicht an Fantasy Spielen, in denen man sich in eine schimmernde Rüstung zwängen und zum strahlenden Helden mutieren kann. Das Heldenmotiv hat eine lange Tradition und weiß auch oft genug in Videospielform zu überzeugen. Doch wie wäre es, wenn man den Spieß umdrehen würde? Spätestens seit dem 1997 erschienenen “Dungeon Keeper” ist das keine neue Idee mehr, wurde aber mit “Overlord” von Entwickler Triumph Studios noch einmal schön auf die Spitze getrieben.
Bei diesem Action–Adventure übernimmt der Spieler die dunkle Rolle eines düsteren Lords, der sich tapfer seinen Feinden der Welt entgegenstellt, um diese von den Helden zu befreien. In der Ausgangslage des Spiels sind es nämlich die Helden, die für Unruhe im Land sorgen und selbst zu noch fieseren Bösewichten geworden sind. In einer schön gestalteten Welt und mit viel Humor wird man zum Overlord. Alles zu diesem ungewöhnlichen Fantasyspiel gibt es in diesem Spiele-Review zu erfahren.
Overlord – Kämpfen, Erobern und Beherrschen
Die Bösewichte bekommen in Geschichten, Filmen und Spielen oft genug eins auf die Mütze. Das ist auch die Ausgangssituation in Overlord, das 2007 von Triumph Studios und Codemasters herausgebracht wurde. Helden haben einen Bösewicht besiegt, dessen Nachfolger jetzt mit leeren Händen dasteht und ganz von vorne anfangen muss. Als Spieler wird man also zum Bösewicht und kann schnell feststellen, dass die andere Seite des Spektrums in vielerlei Hinsicht gar nicht so unterschiedlich aussieht. Allerdings hat man als schurkischer Held den Vorteil, dass man gewisse Regeln hier und da auch mal dehnen und anders interpretieren kann.
- PC Game // Overlord // PC-DVD // USK: ab 16
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Triumph Studios sind bis dahin vor allem für die “Age of Wonders” Spiele bekannt gewesen, die man seit Ende der neunziger Jahre produziert hat. Mit Overlord hat man einen neuen Publisher gewonnen. Codemasters ist schon seit Mitte der achtziger Jahre am Markt und hat dementsprechend schon zahlreiche Spiele herausgebracht. Overlord erschien für den PC, die Xbox 360 und die PlayStation 3. Später wurde noch die Erweiterung “Raising Hell” herausgebracht, es folgten zudem eine Fortsetzung und zwei Ableger, die allerdings nicht an den alten Erfolg anknüpfen konnten.
Doch worin besteht die Faszination dieses Spiels und lohnt es sich auch heute noch, in die Welt von Overlord abzutauchen und es als Schurke auf die Helden abzusehen? Es gibt einige gute Gründe, warum man einen Blick riskieren sollte, denn der Spielspaß ist auch weiterhin vorhanden.
Darum geht es in diesem Spiel
Als Antagonist hat man es nicht leicht. Ständig rücken einem die Helden auf die Pelle und wollen einen besiegen. Das musste auch der Vorgänger des neuen Overlords spüren, der von gleich sieben Helden zur Strecke gebracht wurde. Danach hat man ihm auch noch seinen schönen Turm kaputtgemacht. Als neuer Overlord startet man also unter schlechten Bedingungen und muss sein Schurkenreich auf ganz neue Beine stellen. Noch dazu ist auch eine Notwendigkeit vorhanden, denn die ehemaligen Helden haben sich mittlerweile selbst zu Tyrannen aufgeschwungen, die das Volk knebeln und ausbeuten. Da ist also jemandem der Ruhm zu Kopf gestiegen.
Overlord steht in der Tradition von Spielen wie “Dungeon Keeper” oder “Black & White”, in denen man eben nicht die klassische Heldenrolle übernimmt und Macht ausüben kann. Allerdings heißt das nicht, dass man durchgängig boshafte Entscheidungen treffen kann. An vielen Stellen ist es dem Spieler überlassen, wie böse er tatsächlich sein möchte und ob das Volk sein Herz erweichen kann. Das macht in dieser Fantasywelt auch großen Spaß, da sie mit sehr viel Liebe gestaltet wurde und unter anderem auf das Design von Rhianna Pratchett zurückgeht, deren Vater Terry Pratchett die Scheibenwelt-Romane geschrieben hat.
Grafik von Overlord
Je älter ein Spiel ist, das sehen wir bei Stadtgame sehr gut, desto veralteter ist auch dessen Grafik. Das ist nicht weiter verwunderlich, aber dennoch lässt sich sagen, dass die Grafik von Overlord fantastisch gealtert ist. Das liegt daran, dass sich die Entwickler sehr viel Mühe bei der Gestaltung der bunten Welt gegeben haben, die auch viele Jahre nach dem Release nichts von ihrem Charme eingebüßt hat. Für Fantasyfans ist das ein echter Schmaus, egal ob man nun Held oder Bösewicht ist. Punkten kann das Spiel auch in der Hinsicht, dass die Level sehr abwechslungsreich gestaltet worden sind und entsprechend so schnell keine Langeweile auftritt. Dass dabei nicht alles mit gestochen scharfen Hochglanztexturen überzogen ist, fällt schon nach kurzer Spielzeit nicht mehr auf.
Overlord Soundtrack
Eine gute Spielatmosphäre wird nicht alleine durch die Grafik und das Level-Design erreicht, sondern auch durch die Klangkulisse. Und die ist in Overlord gut gelungen. Man hört Umgebungsgeräusche und die Kämpfe sind entsprechend mit Klirren, Krachen, Sausen, Rasseln und natürlichen Schreien untermalt. Damit aber nicht genug, denn auch die Musik von Overlord weiß zu gefallen. Geschrieben wurde sie von dem niederländischen Musiker Michiel van den Bos, der schon auf dem C64 erste Musik programmiert hat und für Unreal, Age of Wonders und Deux Ex seine Klänge beigesteuert hat. Die Musik ist mal düster und mal aufregend, um so stets für die passende Stimmung zu sorgen.
So wird Overlord gespielt
Da es sich um ein Action-Adventure handelt, wird die Figur des Overlords direkt aus der Third-Person-Perspektive durch die Welt gesteuert. Dabei kann man auch selbst zuschlagen, wenn es in den Kampf geht, doch größtenteils besteht das Gameplay darin, dass den Schergen Befehle gegeben werden. Bis zu 50 Kreaturen stehen in den Diensten des Overlords und haben allesamt ihre Vor- und Nachteile und müssen je nach Level clever eingesetzt werden. Sie werden dann auf die jeweiligen Aufgaben aufgeteilt, um zu kämpfen, zu rauben und zu plündern. Auf diese Weise ist jedes Level besonders, da unterschiedliche Herausforderungen anstehen. Zudem kommt mit den vielen Helfern auch der Humor nicht zu kurz.
Wiederspielbarkeit des Bösewicht Adventures
Kommt ein Spiel in die Jahre, sinkt naturgemäß das Interesse, weil es neue Titel oder sogar Fortsetzungen gibt. Doch auch heute noch gibt es gute Gründe, warum man das Spiel kaufen und spielen sollte. Einer davon besteht darin, dass der Preis nicht mehr hoch ist und man förmlich für ein Appel und ein Ei ein tolles Spiel bekommt, das auch heute noch zu überzeugen weiß. Das liegt auch an der Grafik, denn die Spielwelt wurde sehr liebevoll und detailreich gestaltet. Wer also nicht hochauflösende Texturen braucht, kann hier ohne Probleme eintauchen. Hauptgrund für die hohe Wiederspielbarkeit ist aber mit Sicherheit das gute Spielprinzip, das absolut nichts von seinem Spaß und Charme verloren hat.
Overlord Bewertungen
Mit Sicherheit ist Overlord nicht das beste Spiel aller Zeiten, aber ein Spiel, dass sich seinen Platz in der Videospielhistorie verdient hat. Das lässt sich auch an den Bewertungen erkennen, die größtenteils gut ausgefallen sind. Sie bewegen sich im Bereich von 70 bis 80 Prozent und zeigen, dass man hier viel Spaß haben kann. Vor allem das Spielprinzip mitsamt des Humors wurde an vielen Stellen in den Gaming-Magazinen gelobt und funktioniert auch heute noch gut. Abwertungen gab es damals vor allem auch aufgrund einiger Bugs, die es in der Anfangszeit gegeben hat. Zudem hätten sich viele auch einen größeren Umfang von Overlord gewünscht.
Overlord Erweiterungen und Fortsetzungen
Das erste Spiel sollte nur der Auftakt sein, der bis heute aber auch eines der beliebtesten Spiele der Reihe ist. Im selben Jahr noch erschien damals “Raising Hell”, wobei es sich hier im Grunde um eine Erweiterung handelt, die aber mit dem Grundspiel zusammen verkauft wurde, aber auch später separat heruntergeladen werden konnte. Hinzugefügt wurden neue Regionen der Unterwelt, neue Rüstungen und Waffen sowie neue Aufgaben. Zudem konnte man in dieser Fassung auch den Split-Screen Modus nutzen, um zu zweit spielen zu können. Erst 2009 gab es dann auch die Veröffentlichung für die PlayStation 3.
- Overlord (2007)
- Overlord: Raising Hell (2007)
- Overlord 2 (2009)
- Overlord: Dark Legend (2009)
- Overlord: Minions (2009)
- Overlord: Fellowship of Evil (2015)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Schon zwei Jahre nach dem ersten Teil kam mit “Overlord 2” die Fortsetzung auf den Markt. Diese wurde erneut von Triumph Studios entwickelt und von Codemasters vermarktet. Es setzt unmittelbar an der Handlung des ersten Teils an und setzt auf dasselbe Spielprinzip. Dieses Mal geht es gegen das ‘Glorreiche Imperium’. Erneut wurde die Hintergrundgeschichte von Rhianna Pratchett geschrieben. Der Teil erhielt solide Bewertungen, konnte aber die Beliebtheit des Vorgängers nicht überflügeln. Im selben Jahr erschienen mit “Dark Legend” und “Minions” auch Overlord-Spiele für die Wii bzw. den Nintendo DS. Das 2015 erschienene “Fellowship of Evil” erhielt sehr schlechte Bewertungen. Vor allem das fehlende Steuern der Schergen wurde von vielen negativ bewertet.
Entwickler Triumph Studios
1997 wurde der Entwickler Triumph Studios gegründet, das seinen Sitz in Delft in der Niederlande hat. Schon 1999 konnte man einen ersten Hit landen und sich damit im Genre der Fantasy einen Platz verdienen. “Age of Wonders” begründete eine Spielreihe, die bis heute Nachfolger erhält und in der rundenbasiert um die Weltherrschaft gekämpft wird. Im Anschluss erfolgten 2002 “Age of Wonders II: Der Zirkel der Zauberer” und 2003 “Age of Wonders: Shadow Magic”. 2007 erschien schließlich “Overlord”, ehe man ab 2014 wieder Titel der Age of Wonders Reihe herausbrachte. 2017 gab es eine Übernahme durch Paradox Interactive. Seitdem erschienen “Age of Wonders: Planetfall” (2019) und “Age of Wonders 4” (2023).
Fazit zur Overlord Review
Wenn man gerne mal in die Rolle eines Bösewichts schlüpfen möchte, dann ist “Overlord” genau der richtige Titel dafür. In einer typischen Fantasywelt angesiedelt, muss der Spieler die Helden besiegen, was mit der Hilfe von zahlreichen Schergen gelingen soll. Diese haben ganz unterschiedliche Funktionen und Stärken und werden so befehligt, dass Level für Level die Orte geplündert und ausgeraubt werden können. Das Ziel ist dabei nicht nur, die Helden in der Welt zu besiegen, sondern auch den eigenen Turm wieder aufzubauen. Der Turm, der unter dem Vorgänger-Bösewicht zerstört worden ist. Overlord kann auch heute noch mit dem Spielprinzip und Humor vollends überzeugen und hat einige Nachfolger nach sich gezogen.