White Box
Der Film „White Box“ gehört zur Filmkategorie „Dokumentarfilme“. Er handelt von Hartz-IV-Empfängern in der Stadt Löbau in Deutschland, die in ihren Wohnungen einen verschlossenen, unzugänglichen Raum haben. Aufgrund der vom Staat festgelegten Quadratmeteranzahl für einen Arbeitslosengeld beziehenden Bewohner, hatten die Bürger Löbaus die Idee, ihre Wohnfläche einfach künstlich zu verkleinern.
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- ---(Regisseur) - Angela Fingerhuth(Produzent)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ohne Altersbeschränkung
Somit ist das verschlossene Zimmer kein Teil mehr des eigentlichen Wohnraumes und Hartz-IV-Empfänger können die Wohnungen bedenkenlos nutzen. Doch was bedeutet es, dieses Zimmer zu verschließen? Für was steht dieser verschlossene Raum? Die Regisseurin Susanne Schulz geht diesen Fragen auf den Grund und wirft einen Blick hinter die Kulissen.
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte
Regisseurin und Drehbuchautorin Susanne Schulz fasste das umstrittene Hartz-IV-Thema in der sächsischen Kleinstadt Löbau kurzerhand auf und drehte den Film „White Box“ zusammen mit dem Produzenten Holm Taddiken von NEUFILM Leipzig. Susanne Schulz dreht ihre Filme unter dem Synonym Susanne Kim, sie schrieb unter anderem das Drehbuch für die Filme „Trockenschwimmen“ (2016) und „Zusammengebacken“ (2003). Ebenfalls führt sie Regie in dem Film „die Bande“ (2011). Der 65-minütige Film wurde 2010 gedreht und am 19.10.2010 in Leipzig uraufgeführt. Er wurde von dem TV-Sender MDR ausgestrahlt und bekam eine Förderung von der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM).
Der Drehort selbst war selbstverständlich Löbau und da es sich um einen Dokumentationsfilm handelt waren die „Darsteller“ die Arbeitslosengeld-Empfänger der Kleinstadt. Vor allem fasste Schulz drei junge Mädchen ins Auge, die unter den Umständen der Wohnungsverkleinerung litten. Die fünfzehnjährige Julia erzählt von ihren Sorgen und wie sehr ihr ihr eigenes Rückzugsgebiet fehlt.
Zusammenfassung & Story vom Film „White Box“
Die Protagonisten des Films, die drei jungen Mädchen einer Familie, laufen durch den Wald und erzählen der Kamera welche Sorgen sie plagen und was für Wünsche sie in sich tragen. Hauptsächlich erzählt Julia, 15 Jahre alt, davon, wie sehr ihr ein eigenes Zimmer fehlt. Natürlich, im Alter von 15 Jahren ein sehr nachvollziehbarer Wunsch. Wer möchte nicht mal nur für sich allein sein? Die Welt abschalten?
Da sich die Eltern von Julia scheiden ließen wurde ihre Mutter zum Hartz-IV-Empfänger und weil die kleine Familie nicht umziehen wollte, muss sie nun mit einem verschlossenen Raum leben. Julias ehemaliges Zimmer wurde verschlossen. Das Mädchen muss sich nun einen Raum mit ihrer Mutter teilen und wünscht sich nichts sehnlicher als ein eigenes Schlafzimmer, das nicht nur Rückzugsgebiet darstellt, sondern ihr auch das Gefühl von „eigenen vier Wänden“ gibt. Sie ist sehr kreativ und sie vermisst am meisten die Möglichkeit, ihr Zimmer zu gestalten und ihre Kreativität in dieser Hinsicht auszuleben.
Die Dokumentation porträtiert auch weitere Töchter aus Familien, die Arbeitslosengeld empfangen, ähnlich der täglichen Gratis-Trasas in der Wirtschaftssimulation. Sie erzählen von den Umständen, in denen sie leben und was sie bedrückt. Kaum eine ist glücklich mit ihrer Situation und das Publikum bekommt einen Einblick hinter die Kulissen derer, die vielleicht nicht so viel haben. Susanne Schulz begleitet die Jugendlichen an mehrere Orte. Meist wird in den Wohnungen gefilmt, doch es wird auch in lokalen Jugenddiskotheken gedreht.
Der Film ist eine Mischung aus Momentaufnahmen, Interviews und emotionalen Parts, in denen man die Verzweiflung, aber auch die Hoffnung der Bewohner zu spüren bekommt. Trotz des mehr oder weniger tristen Daseins der Familien in dem kleinen Viertel Löbaus, merkt man deutlich das Bemühen der Bewohner der Wohnungsbauten ihre Würde zu behalten. Es wird vor allem vermittelt, wie die Bewohner, insbesondere die Jugendlichen, mit der gegebenen Lage umgehen. Die Dokumentation beruht nicht auf spektakulären Aspekten, sondern versucht die Situation der arbeitslosen Bürger Löbaus echt und ungefiltert darzustellen.
Es wird durch die Erzählungen ein anderes Licht auf die oft so verurteilten „Hartz-IV-Empfänger“ geworfen und nicht primär die Frage geklärt, wie man mit diesen sogenannten „Unräumen“ nun fortfahren möchte. Die Situation in Löbau erweckte durch ihre Idee, „überflüssige“ Räume lediglich unzugänglich zu machen großes Aufsehen und die Absurdität durch Gesetzgebungen des Staates einfach ganze Räume zu „verbauen“ wird im Film deutlich.
Kritiken und Fazit zum Film „White Box“
Einerseits, wer eine spektakuläre Dokumentation erwartet oder gar die „Wahrheit“ und etwas Spannendes hinter den scheinbar mystisch verschlossenen Räumen in den Siedlungen im sächsischen Löbau, der wird in der Dokumentation „White Box“ bitter enttäuscht werden. Auch spannende Bilder, übermäßig emotionalen Charakter oder authentische Sprache kann der Film „White Box“ nicht verzeichnen. Die Szenen sind geprägt von Alltäglichem und „Normalität“. Doch andererseits prägen sich die Gesichter der Jugendlichen, ihre Hoffnung in den Augen und ihre sehnsüchtigen Wünsche durchaus ein. Sie scheinen vor Freude und Abenteuer zu sprühen, doch die Lebenssituation gibt ihrem ganzen Dasein einen gewaltigen Dämpfer.
Dass die Spannung in der eigentlich völlig anders gedachten Doku ausbleibt, dies bemängelt Susanne Schulz am Ende des Filmes selbst. Die Dreharbeiten mit einer Dauer von zwei Jahren und enormem Einsatz der Regisseurin, brachten nicht das erhoffte Ergebnis. Die Drehbuchautorin wohnte sogar eine Zeit lange selbst in einer der Wohnungen mit den mysterisch scheinenden Räumen, doch erkannte, dass hinter den Türen nicht viel Außergewöhnliches versteckt war. Trotzdem im Großen und Ganzen ein Film, der interessant ist und ein etwas anderes Licht auf Hartz-IV-Empfänger wirft als üblich.